Die Klimakrise vom Ende her bedenken. 22. Juli 202122. Juli 2021 Wir schauen aus dem Fenster und alles scheint wie immer – und dann sehen wir Existenzen in Wassermassen verschwinden oder Feuer ganze Orte vernichten. Bis zu solchen Ereignissen denken wir meist: wärmer? Okay – ab in den Pool! Trockener? Rasensprenger an! Klimakrise? Möglich, aber wenigstens können wir grillen am Wochenende! Und so darf unser Leben im Grunde weitergehen. Job, Familie, Urlaub und Grillen. Also wählt man so, dass möglichst alles so bleibt wie es ist. Das Paradoxe: das Gegenteil wird passieren. Auf Grundlage des CDU-Programms für die Bundestagswahl, welches die Klimakrise zwar anerkennt, aber propagiert, dass Veränderung möglichst nicht wehtun darf, werden wir die Pariser Klimaziele nicht erreichen – doch das ist die einzige Chance, die Erderwärmung auf unter 2 Grad zu begrenzen. Den Kohleausstieg erst 2038 vorzunehmen, ist zu spät, die Ausbauziele für die Erneuerbaren Energien reichen nicht und werden systematisch ausgebremst. So erwähnt die Union auch nicht das deutsche Paris-kompatible Rest-Budget für CO2-Emissionen. Denn das ist – wenn wir so weitermachen – in sechs bis sieben Jahren aufgebraucht. Hier hört man oft das Argument „Was soll‘s – Deutschland emittiert doch nur 2% der weltweiten Emissionen!“ Stimmt, doch bei nur gut 1% der Weltbevölkerung ist das ziemlich viel und wir stehen als reiches Land besonders in der Pflicht, haben eine historische Verantwortung, da unser Wohlstand auch auf der Überbeanspruchung unserer Welt basiert. Wenn also Deutschland die Pariser Klimaziele verfehlt, fehlt uns jede Glaubwürdigkeit dafür, dass andere Länder einen anderen Wohlstandsspfad beschreiten müssen. Es liegt an uns, diese Transformation vorzuleben. im Übrigen ist dies auch ein entscheidender Faktor für unsere künftige Wettbewerbsfähigkeit und somit für zukunftsfähige Jobs. Mit dem bisherigen Kurs aber werden wir auf eine Welt zusteuern, in der Städte einfach verbrennen, in der ganze Landstriche überflutet werden, in der Flächen landwirtschaftlich nicht mehr nutzbar sind. Auch hier bei uns. Wir reden also von Wohlstandsverlusten, einer existentiellen Bedrohung unserer Tier- und Pflanzenwelt – und von Menschenleben. Wir reden von einer Welt, in der die Verteilung knapper werdender Ressourcen nicht mehr friedlich zu verhandeln ist. Und in diese Welt wollen wir unsere Kinder entlassen? Ein „Weiter-so“ kann es nicht geben. Wir brauchen den Mut zur Veränderung, um unseren Planeten und unsere Wirtschaftskraft – um Frieden, Freiheit und Wohlstand bestmöglich zu bewahren. Das Gute: Es ist möglich! Es stehen uns Technologien und marktwirtschaftliche Instrumente zur Verfügung, wie etwa ein angemessener verursachergerechter CO2-Preis – mit sozialem Ausgleich. Wir können Jobs gewinnen, die Profite nicht auf Kosten, sondern im Einklang mit Zukunftsinteressen entstehen lassen. Eine andere Welt ist möglich. Wenn wir die Klimakrise vom Ende her bedenken. Stefan Wagner, Mühlen